Gerade für Touristen aus High-Tech-begeisterten Ländern wie Südkorea oder Japan ist die erste Begegnung mit einem abgebrochenen WLAN im bundesdeutschen Bahnnetz oder einem nicht vorhandenen WLAN in Bussen eine Erfahrung, auf die sie nicht vorbereitet sind. Im Ranking der weltweiten Industrienationen liegt Deutschland in internetbezogenen Kategorien oft weit hinten. Doch wie gut ist das Internet in Deutschland wirklich?
Wer die Internetbranche in Deutschland verstehen will, kommt nicht umhin, sich mit einigen Technologien und Firmennamen auseinanderzusetzen. Auf der Technologieseite wird zwischen Breitband- und Mobilfunktechnologien unterschieden – diese Differenzierung findet sich auch im Angebot der Internetanbieter wieder.
Der technologische Fortschritt schreitet kontinuierlich voran. Im Gegensatz zu einem Endgerät, das sehr schnell und kostengünstig durch ein moderneres ersetzbar ist, ist es den Internetanbietern wirtschaftlich und zeitlich nicht möglich, die Infrastruktur im gleichen Tempo zu aktualisieren.
Für den Internetmarkt hat dies zwei unmittelbare Konsequenzen. Zum einen existieren in der Regel mehrere Technologien nebeneinander. Zum anderen werden diese ständig erneuert, aktualisiert, ersetzt oder abgebaut.
Der Breitband-Internet-Markt in Deutschland ist stark umkämpft und basiert auf verschiedenen, nebeneinander
existierenden Technologien. Die wichtigsten Anbieter sind:
Eine der ältesten Technologien zur Übertragung des Internets in die Haushalte der Bundesrepublik Deutschland ist ISDN. ISDN (Integrated Services Digital Network) steht für die Übertragung des Internets über die fast überall vorhandenen Telefonleitungen. Die Grundidee der Technik war also, eine vorhandene Infrastruktur kostengünstig zu nutzen.
Dabei standen auf den klassischen Kupferdoppeladern meist zwei Kanäle für Gespräche und ein Kanal für Daten zur Verfügung. Da dieser Kanal aber nicht immer belegt war und die Einwahl im Minutentakt abgerechnet wurde, war diese Technologie für private Internetnutzer sehr teuer. ISDN wird heute nicht mehr verwendet.
Die DSL-Technologie ist vor allem älteren Internetnutzern noch ein Begriff und steht für "Digital Subscriber Line". Im Gegensatz zu ISDN gibt es hier eine eigene Leitung innerhalb der Telefonleitung, die nur für das Internet reserviert ist – auch wenn der sogenannte letzte Meter zwischen Leitung und Internetnutzer oft noch die alte Kupferleitung ist. Die Geschwindigkeit von DSL ist deutlich höher als bei ISDN, wobei die tatsächliche Geschwindigkeit stark von der jeweiligen Infrastruktur abhängt.
In der Praxis gibt es sehr viele verschiedene DSL-Typen
HDSLMit einer höheren Übertragungsrate empfiehlt sich HSDL für Firmen, die eine durchweg hohe Geschwindigkeit benötigen. | ADSLAm meisten verbreiteter DSL-Typ. Die Geschwindigkeiten für Upload und Download unterscheiden sich, daher der Name. |
SDSLDie Geschwindigkeiten für Upload und Download unterscheiden sich nicht. Damit ist SDSL besonders für Nutzer geeignet, die viel Videotelefonie oder andere datenintensive Aktivitäten unternehmen. | VDSLSiehe nächsten Abschnitt. |
VDSL ist aufgrund der sehr hohen Übertragungsrate am besten für Nutzer geeignet, die besonders datenintensive Videospiele spielen oder anderen Aktivitäten nachgehen, bei denen eigentlich sehr viele Daten übertragen werden müssen. Die Nutzer brauchen heute immer schnelleres Internet, dementsprechend wird VDSL immer stärker nachgefragt.
Technisch kommen bei VDSL Glasfaserkabel zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine Technologie, bei der optische Signale zur Übertragung des Internets genutzt werden.
Als erster Anbieter hat die Telekom 2006 damit begonnen, Glasfaser in Deutschland anzubieten. Inzwischen wurde VDSL weiter verbessert, es gibt VDSL2 sowie die Geschwindigkeitssteigerung mit VDSL-Vectoring.
Technisch gesehen wird bei DOCSIS (Data Over Cable Service Interface Specification) Breitband-Internet über das Fernsehkabelnetz übertragen (shared medium). Das Ergebnis ist ein sehr stabiles Netz mit hohen Geschwindigkeiten. Noch ist DOCSIS nicht flächendeckend im Einsatz – ab 2030 wird jedoch mit einer deutlichen Geschwindigkeitssteigerung durch den verstärkten Ausbau gerechnet.
Der Mobilfunk-Internet-Markt in Deutschland wird maßgeblich von drei Konzernen beeinflusst
Hier wird der Markt als deutlich wettbewerbsintensiver und herausfordernder eingeschätzt, da mit der Verteilung der Anteile auch die Verpflichtung einhergeht, die für den Mobilfunk notwendige Infrastruktur bereitzustellen.
Als Mobilfunk bezeichnet man die Technologie, die es Nutzern ermöglicht, ohne Kabelverbindung miteinander zu kommunizieren.
Der weltweit erste Standard für die mobile Kommunikation (2G) war GSM (Global System for Mobile Communications), damals noch ISDN-kompatibel und teilweise drahtgebunden. Nutzer konnten damit SMS-Nachrichten austauschen und telefonieren. Für eine echte Internetnutzung war GSM jedoch nicht geeignet, da die übertragene Datenmenge viel zu gering war.
Dies änderte sich mit GPRS (General Packet Radio Service), das auch den Zugang zum Internet ermöglichte. Diese Technologie wurde ab 2001 weltweit verbreitet, also noch vor der Entwicklung herkömmlicher Smartphones. Da GPRS recht langsam war, wurde es nach und nach durch EDGE (Enhanced Data Rates for GPRS-Evolution) ersetzt, eine Art Weiterentwicklung von GPRS für genau diesen Zweck.
Die Infrastruktur für mobiles Internet ist in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich entwickelt. Vor allem jüngere und sehr reiche Länder sind auf den vorderen Plätzen zu finden, z. B. die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar oder Kuwait – obwohl oder vielleicht gerade weil sie über kein Festnetz verfügen.
Weitere Spitzenreiter sind (westliche) Industrieländer wie Norwegen, Brunei, Südkorea, Dänemark oder Uruguay – nicht aber Deutschland. Die Bundesrepublik rangiert weit abgeschlagen auf Platz 39.
Top-Ten-Länder im mobilen Internet einschließlich der Daten Deutschlands (Land + Mbps)
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Breitband-Internet. An der Spitze liegen Singapur, die VAE und Chile, gefolgt von Hongkong, China, Thailand und den USA. Auffallend ist hier, dass die Golfmonarchien mit Ausnahme der VAE kaum vertreten sind. Deutschland liegt wiederum weit hinten, diesmal auf Platz 53.
Top-Ten-Länder beim Breitband-Internet, einschließlich der Daten für
Deutschland (Land + Mbps)
Heutzutage haben die meisten Nutzer die Möglichkeit, Festnetz und mobiles Internet gleichzeitig zu nutzen oder sich für eines von beiden zu entscheiden. Es stellt sich die Frage, was besser ist.
Die durchschnittliche Festnetz-Geschwindigkeit in Deutschland zwischen 2020 und 2023 lag bei 87 Mbit/s.
Die durchschnittliche mobile Download-Geschwindigkeit in Deutschland im Jahr 2020 lag bei 41,3 Mbit/s.
Die Breitband- und Mobilfunkgeschwindigkeiten sind innerhalb Deutschlands sehr unterschiedlich. Spitzenreiter in beiden Kategorien sind Baden- <br/>Württemberg, Bayern und Berlin. Schlusslichter sind in beiden Kategorien Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen.
Geschwindigkeit der mobilen Internetverbindung (Stand: Juni 2023) (Mbps)
Daten für die durchschnittliche Internetgeschwindigkeit pro Region in Deutschland (Breitband)
Der Ausbau des Internets in Deutschland schreitet voran. So ist es nicht verwunderlich, dass die Geschwindigkeiten stetig steigen. Innerhalb
von drei Jahren ist die Geschwindigkeit im Mobilfunk um rund 209 % gestiegen, im Breitbandbereich im gleichen Zeitraum um knapp 100 %.
Durchschnittliche Internetgeschwindigkeit in der Vergangenheit im Vergleich zu heute (Durchschnittswert)*
Durchschnittliche Internetgeschwindigkeit in der Vergangenheit im Vergleich zu heute (Durchschnittswert)*
Heute können in Deutschland mindestens 50 Millionen der 75,23 Millionen Smartphone-Nutzer mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 56,62 Mbit/s mobil im Internet surfen. Der Großteil davon (rund 38 %) nutzt die Telekom als Anbieter mit der höchsten Downloadgeschwindigkeit.
Alle großen Anbieter haben langfristige Pläne und Strategien, um die Internetgeschwindigkeit in Zukunft zu verbessern. Die Telekom will bis 2025 insgesamt 99 % ihres Netzes mit 5G versorgen und bis 2030 Glasfaser bis in jedes Haus verlegen.
Telefónica plant eine Abdeckung von 90 % bis 2023 und will bis 2025 die gesamte Bevölkerung versorgen – ebenso wie Vodafone, die dies allerdings mit 5G+ erreichen wollen.
Quelle:
speedtest.net
Telekom.de
m-net.de
check24.de